Henri Maske ist bald wieder in aller Munde. Gemeint ist nicht der berühmte Gentleman-Boxer mit Schlagkraft, die Henri-Maske ist ein Mund-und-Nasenschutz. Kreiert hat ihn der Mettmanner Tim Felgner.
Von Valeska von Dolega für die Rheinische Post
Bild: Florales Motiv, Kussmund oder Bärchen: Tim Felgner fertigt individuelle Mund-Nasen-Schützer in seinem Betrieb.
Der studierte Ingenieur ist eigentlich Werbetechniker, stellt beispielsweise für die Düsseldorfer Messe großformatige Banner und Wegweiser her. Weil aber wegen der Corona-Krise derzeit nichts läuft wie noch zu Jahresbeginn konzipiert, hat der 50-Jährige kurzentschlossen umdisponiert. „Jetzt stellen wir Masken her“, erklärt er. „In der kommenden Woche soll das Konzept online gehen.“
Die Idee kommt fabelhaft an. Auch deshalb, weil der Maskenmann individuell fertigt, „von einer Stückzahl ab zehn Exemplaren ist vieles möglich“. Gefertigt aus Polyestergewebe, handelt es sich bei dem Mund-Nasen-Bedeckern – „nein, wir produzieren keine medizinischen Masken“ – um „nachhaltige Produkte, die sich auch bei 60 Grad waschen lassen“. Obwohl es in Deutschland kein Masken-Gebot in der Corona-Krise gibt, nutzen viele Menschen dieses Utensil gerne freiwillig.
Vor etwa 15 Tagen haben sich der Ingenieur und seine Mitarbeiter, insgesamt sind derzeit 32 Leute im Betrieb beschäftigt, zum „ausgiebigen Experimentieren“ zurückgezogen. Unter anderem wurde daran gefeilt, wie am werbewirksam „Henri-Maske“ genannten Modell die Fadenführung nebst abschließender Fixierung per Knoten laufen soll. „Der Mensch hat keinen Standardkopf“, weshalb nicht nur die Fäden je nach Bedarf zusammengebunden werden. Die handgenähten Exemplare verfügen zusätzlich über einen Hohlsaum. „Hier kann, wer will, zur Stabilisierung entlang der Nase, einen Draht hindurch ziehen.“
Bislang gibt es Masken mit floralem Aufdruck, in Bären-Design oder mit coolen Totenköpfen. „Wir haben versucht, unterschiedliche Bedürfnisse zu bedenken.“ Konfiguriert werden sollen aber zukünftig mit einem entsprechenden Online-Werkzeug „individuelle Kreationen“, natürlich können ebenso Firmenlogos eingearbeitet werden, per Gestaltungstool sind der Fantasie dann wenig Grenzen gesetzt. „Vielleicht machen wir daraus auch eine Art von Gestaltungswettbewerb“, skizziert Tim Felgner weitere Möglichkeiten seiner Maskenmanufaktur.
„Wir sind ein stark handwerklich geprägter Betrieb. Für mich hat das hier einen familiären Charakter“, versucht der Geschäftsführer zu beschreiben, warum es wichtig ist, sich in der Corona-Krise etwas einfallen zu lassen. „Weht der Wind der Veränderung, bauen manche Mauern, andere Windmühlen“, zitiert er ein chinesisches Sprichwort. „Ich bin dafür, Windmühlen zu bauen.“ Natürlich hat er sich das Jubiläumsjahr – exakt im März vor zehn Jahren hatte er mit Offset-Druck-Maschinen sein Unternehmen gegründet – anders vorgestellt. Nun begreift er die Krise als Chance.
Und denkt mit seinem Team darüber nach, wo wohl in den kommenden Monaten bedingt durch die Corona-Pandemie weitere Bedarfe bei den Menschen entstehen könnten. „Vermutlich wird in den kommenden Wochen das Prinzip Zuhause-bleiben gelten“, schließt er große Reisemöglichkeiten aus. Also könnte die optisch gelungene Ausgestaltung von Balkonen, Terrassen und Gärten ein Thema sein.
Mettmanner Unternehmer stellt jetzt Masken her
Normalerweise produziert Tim Felgner mit seinem mehr als 30 Mitarbeitern unter anderem großformatige Banner und Folien. Da es hier aktuell keine Aufträge gibt, hat der Unternehmer ein neues Geschäftsfeld gesucht.
Von Philipp Nieländer für TME
Noch vor wenigen Wochen hatte der Mettmanner Unternehmer Tim Felgner mit einen „goldenen Jahr“ gerechnet. Es standen viele antizyklische Messen an, für die die Firma „Terminal AO“ großformatige Lösungen geliefert hätte. „Zum Beispiel sind die großen Außenbanner an der Düsseldorfer Messe von uns“, sagt Felgner, der sein Geld normalerweise fast ausschließlich im sogenanten B2B-Sektor verdient: Seine Kunden sind also andere Unternehmen. Zwar darf sein Unternehmen aktuell produzieren, allerdings sind die Auftragsbücher leer. Zahlreiche Aufträge wurden storniert, neue Aufträge kommen nur spärlich hinzu.
Den Kopf in den Sand stecken – das ist nicht Felgners Ding. „Wir haben überlegt, wie wir unsere Technik und unser Know-how anderweitig einsetzen können“, so Felgner. Immer mit dem Ziel, Kurzarbeit nach Möglichkeit – zumindest in einigen Teilen des Unternehmens – vermeiden. „Schön ist, dass alle im Team an einem Strang ziehen und sich auf Neues einlassen“, so Felgner, der nun auch auf das Endkundengeschäft und neue Vertriebswege mit Online-Shops setzt.
Vier Vollzeit-Stellen gibt es bei „Terminal AO“ allein in der Näherei. Diese Mitarbeiter stellen nun Nasen-Mund-Masken her. „Die Idee ist aufgekommen, als immer wieder zu lesen und hören war, dass es nirgends Masken gibt“, sagt Felgner. Eine OP-Maske wurde als Vorlage genommen. „Dann haben wir im Team getüftelt, wie wir das professionell umsetzen können“, so Felgner. Neben der Funktionalität wurde dabei auch Wert auf Tragekomfort gelegt – und auf Design. So gibt es neben schlichten weißen Masken auch verschiedene Motive – mit Blumen, Einhörnern, spitzen Zähnen oder Bärenschnauze. „Auch individuelle Motive und Firmenlogos sind möglich“, sagt Felgner.
Der Name: Henri. Maske Henri. Die Namensähnlichkeit zu einem bekannten Boxer ist natürlich rein zufällig, wie Felgner mit einem Augenzwinkern sagt. Und der Boxer schreibt sich ja auch mit „y“. Mischt man die Buchstaben in Henri neu, entsteht das Wort „Rhein“ – die ursprüngliche Namensidee, die die Macher dann aber zu abgedroschen fanden. „Henri“ besteht zu 100 Prozent aus Polyester und hat eine anpassbare, hautverträgliche Gummischlaufe, die hinter den Ohren befestigt werden kann. „Dieses Elastikmaterial ist mittlerweile schwierig zu bekommen“, sagt Felgner. „Das verwendete Material stammt aus deutscher Produktion und die besondere Konfektionierung – im Faltenwurf vernähte Lamellen – sorgt dafür, dass sich die Maske gut an die Gesichtsform anpasst.“ Und sie ist nachhaltig, weil sie wasch- und wiederverwertbar ist.
Auch auf die Details haben Felgner und sein Team geachtet: So werden die Masken im aufwändigen Sublimationsverfahren bedruckt: Das Druckmotiv wird dabei zunächst spiegelverkehrt auf eine Spezialfolie oder auf Transferpapier aufgebracht, die dann auf den Stoff gelegt wird. Mit Hilfe einer Thermotransferpresse oder eines Kalanders wird beides anschließend auf bis zu 230 Grad erhitzt. Durch das Erhitzen dringen die sublimierten Farbstoffe in die Fasern des Bedruckstoffs ein und werden durch zusätzlichen Druck auf das Druckmedium übertragen. Andere Verfahren wären weniger aufwändig, aber nicht gut, wenn die Maske direkt auf der Haut liegt und durch den Atem feucht wird, erläutert Felgner.
Wer Tim Felgner kennt, weiß: Er hilft überall gerne, hat schon für zahlreiche Mettmanner Vereine und Veranstaltungen Rollups, Banner oder andere Dinge gespendet. Nun muss er aber zunächst an seine Mitarbeiter denken. Insofern kann er die Masken nicht verschenken – und kann preislich auch nicht mit denen konkurrieren, die aktuell mehr oder weniger ehrenamtlich zum Selbstkostenpreis nähen. Sein Preis ist allerdings fair: Ein Zehnerpack weiße Masken soll 50 Euro kosten, bedruckt 79 Euro. Masken, die aus Stoff-Restposten bestehen, sollen günstiger als weiße sein. „Im Moment kümmert sich einer meiner tollen Azubis noch um den Webshop“, sagt Felgner. In der kommenden Woche soll der Shop online gehen. Er ist dann unter www.maske-henri.de zu finden und richtet sich auch an Endkunden. Geliefert werden soll dann per DPD.
Derweil tüfteln Felgner und seine Mitarbeiter schon an neuen Ideen: So möchte man den Mettmannern den Sommer auf dem Balkon oder im Garten versüßen – durch Urlaubsmotiv-Drucke für Stabgitterzäune oder Balkonverkleidungen.