„Wir haben zu viele Aufgaben und zu wenig Schultern“

Ein "einfach weiter so" kann es aus Sicht von Mettmann-Impulse nicht geben. Und darum plant man bei der Werbegemeinschaft einige Umstrukturierungen.

 

Philipp Nieländer für TME

 

Im vergangenen Jahr feierte die Werbegemeinschaft Mettmann-Impulse ihren 80. Geburtstag. Ein Alter, in dem man sich gemütlich zurücklehnen kann? Nein, ganz im Gegenteil, findet der Vorstand um Sprecher Andreas Konrad. Bei der gestrigen Generalversammlung hat der Vorstand darum nicht nur auf ein „bewegtes Jahr, das wir hinter uns gebracht haben“, zurückgeblickt, sondern auch erste Ideen und Pläne für Umstrukturierungen vorgestellt.

 

Die Maschine Stadtmarketing funktioniert nicht

 

„Die Diskrepanz zwischen dem, was wir hören und wie wir es bewerten, wird immer größer“, sagte Andreas Konrad, der zu deutlichen Worten griff: Wenn man die Stadt als biologische Gesamtheit sehe, sei die Innenstadt das Herz-Lungen-System, das an einer Maschine hänge, die Stadtmarketing heiße. „Und diese Maschine funktioniert nicht“, so der Vorstandssprecher. Die Stadt sei in einer desolaten Verfassung. Weitreichende, nachhaltige Veränderungen seien notwendig. „Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern eher viertel nach zwei“, formulierte es Andreas Konrad. Wenn alles so bleibe, werde es faktisch schlechter. Und man habe auch vieles verschlimmbessert. Er selbst finde Mettmann auch nach 50 Jahren noch klasse. „Die Bürger haben eine Stadt verdient, in der weniger gejammert wird – eine Stadt, in der es weniger Gründe zum Jammern gibt.“

 

Vorstand räumt Fehler ein

 

„Wir wollen den Dialog mit allen relevanten Akteuren, wir wollen Transparenz“, sagte Andreas Konrad, der einräumte, dass man da in der Vergangenheit durchaus auch Fehler gemacht habe. „Wir haben dazugelernt“, so der Vorstandssprecher. „Wir machen das – ehrenamtlich -, weil es uns Spaß macht“, sagte Konrad. Es habe aber auch frustrierende Situationen gegeben. So habe man für den leerstehenden Supermarkt an der Florastraße an einem Markthallen-Konzept gearbeitet – unter Einbeziehung der umliegenden Bauernhöfe. „Klein aber fein“ sollte es sein – mit kleiner Gastronomie-Ecke. Man habe mit den Vermietern verhandelt. „Aber jegliche Kooperation und Unterstützung aus dem direkten Umfeld ist ausgeblieben“, so Konrad. Deswegen habe man den „Deckel drauf“ machen müssen.

 

Die Verkehrssituation sei „völlig absurd“ und gehe an der Lebenswirklichkeit vorbei, sagte Konrad zu diesem Thema. „Wir leben seitdem in einer zweigeteilten Stadt.“ Sorgen bereiten Mettmann-Impulse die zunehmenden Leerstände. Und es sei bedauerlich, dass Ideen wie ein Event- bzw. Feierabendmarkt nicht realisiert würden. „Das hätte Erfolgschancen“, meint Konrad. „Wenn wir Zeit dafür finden, würden wir das liebend gern tun“, so der Vorstandssprecher. Alle Projekte umzusetzen sei mit der kleinen Mannschaft allerdings nicht möglich. Man agiere am persönlichen, körperlichen Limit. „Das darf an sich nicht sein.“

 

Einzelne Mitglieder üben Kritik

 

Dass nicht alle Mitglieder mit der Prioritätensetzung des Vorstands einverstanden sind, zeigte sich, als Vorstandsmitglied Axel Ellsiepen über das von Cora Fuchs (die im vergangenen Herbst in den Vorstand gewählt wurde, kurze Zeit später dann aber zurücktrat und mittlerweile nicht einmal mehr Mitglied ist) organisierte Maifest in der Innenstadt sprach, das ein großartiger Erfolg gewesen und mit viel Herzblut organisiert worden sei. „Es ist schade, dass das ein Ex-Mitglied machen muss“, grätschte Optiker Frank Berghöfer dazwischen. So etwas auf die Beine zu stellen, sei doch ureigenste Aufgabe von Mettmann-Impulse. Und kurz darauf sah sich der Vorstand mit der Frage konfrontiert: „Was macht ihr denn überhaupt noch für die Händler…?“ Ehrenmitglied Margarete Papenhoff, selbst lange Vorstandsmitglied, bedauerte, dass das Maifest eine reine Unterstadt-Initiative gewesen sei – und die mitgemacht hätten, die gefragt worden seien. „Es ist die Aufgabe einer Werbegemeinschaft, alle einzubinden.“

 

Die Zeiten haben sich geändert

 

Die Kritik sei grundsätzlich berechtigt, entgegnete Andreas Konrad. Man könne aber eben nicht alles gleichzeitig tun – und müsse eben auch immer das große Ganze im Auge behalten. Nur dann würden auch einzelne Projekte funktionieren. Es habe in der Vergangenheit tolle Zeiten in Mettmann gegeben – und auch in der Werbegemeinschaft. Es seien aber eben auch komplett andere Zeiten gewesen. „Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Und die Zeiten sind auch unwiederbringlich vorbei.“ Veränderungsmanagement sei da gefragt. Und man wolle nicht mit dem Finger auf andere zeigen und sagen: „Ihr müsst das tun!“. Konrad: „Das kann keiner mehr allein schaffen. Und darum will Mettmann-Impulse auch bei sich selbst anfangen. „Wir wollen ein bisschen für Aufbruch und neue Dynamik sorgen. Die Stadt bewegt sich derzeit nahe an der Handlungsunfähigkeit, es fehlen Mut, Phantasie und Querdenken.“ Man wolle auf Zusammenhalt und Glaubwürdigkeit setzen.

 

Verein soll zwei Abteilungen bekommen

 

Unter dem Arbeitstitel „Mettmann 2030“ will Mettmann-Impulse einige Projekte anstoßen. Details nannte Konrad hierzu gestern noch nicht. Das soll einhergehen mit internen Umstrukturierungen. „Wir haben zu viele Aufgaben und zu wenig Schultern“, sagte Konrad. Mettmann-Impulse soll daher zwei Abteilungen bekommen – eine Abteilung Innenstadt und eine Abteilung Stadtentwicklung. Wie genau die jeweiligen Aufgaben sein sollen? Auch dazu gab es gestern noch keine Details. „Wir brauchen noch Zeit, müssen noch Gespräche führen“, sagte Konrad. Voraussichtlich im Oktober soll eine außerordentliche Generalversammlung stattfinden und auch ein neuer – größerer – Vorstand gewählt werden.

 

„Und was spricht eigentlich dagegen, wenn einzelne Händler oder Händlergemeinschaften etwas in der Stadt organisieren?“, stellte Vorstandsmitglied Ingo Grenzstein in den Raum. „Wir haben viele Akteure in der Stadt.“ Und Mettmann-Impulse könne bei Bedarf immer unterstützen, wie es beim Maifest durch Axel Ellsiepen ja auch geschehen sei. Grenzstein, der auch regelmäßig an IHK-Netzwerktreffen teilnimmt, weiß, dass andere Städte derzeit mehr auf die Beine stellen. „Bei Festen können wir glänzen, anderes ist sehr deprimierend.“ Das liege auch an den knappen Finanzen der Stadt. „In anderen Städten gibt es Marketinggesellschaften, die mit einem ordentlichen Budget ausgestattet sind.“

 

Margarete Papenhoff fand versöhnliche Schlussworte: Sie wolle sich beim Vorstand für die Zeit und das Engagement bedanken. Und sie sei auf die Veränderungen gespannt.