Willi Schaefer, Geschäftsführer des Kalksteinwerks Neandertal, hat abgespeckte Pläne vorgestellt, wie das Areal nach dem Ende des Abbaus genutzt werden könnte - mit Jugendherberge, Riesenrutsche und mehr. Die Mettmanner Politik zeigte sich durchaus angetan.
Von Philipp Nieländer für TME
Mehr als 100 Jahre wurde oberhalb des Neandertals Kalkstein abgebaut. Damit ist 2021/22 Schluss. Dann wird das letzte noch verbliebene Kalksteinwerk die Arbeiten dort einstellen. Das Areal, das sich zwischen Talstraße und Erkrather Weg erstreckt, ist 92 Hektar groß – also so groß wie 130 Fußballfelder. Bereits vor einigen Jahren wurde intensiv über eine mögliche Folgenutzung diskutiert.
Die Betreiber um Geschäftsführer Willi Schaefer investierten damals eine hohe Summe, um im Rahmen des Masterplans „NaTourKultur Neanderthal“ Planungen erstellen zu lassen. „Diese wurden damals bei einer öffentlichen Bürgerinfo sehr positiv aufgenommen“, erinnerte sich gestern Abend Wolfgang Robrahn, stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft Verein zu Mettmann, die gemeinsam mit den Betreibern ins Neanderthal Museum eingeladen hatte. Mit Bestürzung habe man dann zur Kenntnis nehmen müssen, dass viele Teile dieser ursprünglichen Masterplanung bei der Aufstellung des Regionalplans 2014 mehr oder weniger ohne Öffentlichkeit zu den Akten gelegt worden seien – darunter neben einem Verkehrskonzept auch die Planungen für den Kalksteinbruch. Der aktuell gültige Regionalplan sieht eine hundertprozentige Rekultivierung und Umwandlung in einen nicht zugänglichen Naturschutzbereich vor. „Also einfach Zaun drum – fertig“, so Robrahn, „ohne die geringste freizeitliche oder gar touristische Nutzungsmöglichkeit.“
Es geht um rund zehn Prozent der Fläche
Damit wollen sich die Betreiber und auch die GVM nicht abfinden. „Es kann nicht sein, dass wir in Mettmann nicht in der Lage sind, aus dieser Situation etwas zu machen“, so Robrahn. Zumal es mittlerweile sowohl vom Kreis als auch von der Bezirksregierung durchaus positive Signale für eine deutlich „abgespeckte“ Variante gebe, in der nur noch rund 9,5 Hektar – statt ursprünglich geplanten 50 Hektar – einer Folgenutzung zugeführt würden. Bedauerlicherweise, führte Robrahn weiter aus, habe Bürgermeister Thomas Dinkelmann eine Unterstützung bei der Planung abgelehnt. Es sollen Worte wie „Brauchen wir in Mettmann nicht“ im Gespräch mit den Kalksteinwerk-Betreibern gefallen sein. Das kann Robrahn nicht nachvollziehen – ebensowenig, dass Dinkelmann, anders als sein Erkrather Amtskollege Christoph Schulz – der Einladung ins Neandertal Museum nicht folgte: „Es reicht nicht, das ,n‘ für Neanderland zwar im Logo zu haben, die Chance, dies dann entsprechend aufzuwerten und mit attraktivem, ausstrahlendem Leben zu erfüllen, aber nicht nutzen kann oder will!“ Insofern wolle man nun den Weg gehen, möglichst viele Multiplikatoren aus Politik und Wirtschaft mit ins Boot zu holen, um dieses wichtige Thema nun noch einmal anzugehen – und einen Dreiklang herzustellen: Neandertaler, Kalksteinhistorie und Natur.
Es gibt einige Ideen
Die Ideen von Willi Schaefer klingen dabei durchaus interessant. So könnte er sich auf dem Gelände eine Jugendherberge, ein Informationszentrum, ein „Haus der Sinne“ und eine ökologische Bildungsstätte mit Gastronomie, Konferenzräumen, Übernachtungsmöglichkeiten und einem Spa-Bereich unter dem Motto „Gesundheit durch Wasser“ vorstellen. Zudem könnte das Museumsumfeld durch Parkplätze – auch für Reisemobile – auf der Hochfläche entlastet werden. Auf der Hochhalde – mit 172 Meter über dem Meeresspiegel einer der höchsten Punkte Mettmanns mit Blick bis an den Niederrhein – könnten Wanderwege entstehen, dazu ein Aussichtsturm und eine Dino-Rutsche. All das ist für Schaefer jedoch nicht in Stein gemeißelt. Zu einen könnten Wünsche im Rahmen der Möglichkeiten einfließen, zum anderen müsse man sehen, für welche Ideen und Projekte man einen Investor finden könne. Auf die Suche nach Investoren werde man sich allerdings erst machen, wenn der Planungsausschuss zustimme und man eine Klärung mit der Bezirksregierung habe herbeiführen können. Alles andere sei wirtschaftlich nicht realisierbar.
Schaefer betonte in seinem Vortrag, dass man nur einen kleinen Teil – rund zehn Prozent des Geländes – umwandeln wolle. Und es werde dafür keine Natur geopfert. Es seien Flächen, die derzeit versiegelt und/oder „verritzt“ – also beschädigt – seien. Und schon jetzt nehme man als Betreiber den Naturschutz und die Rekultivierung von Flächen ernst. So gebe es ein Uhu-Projekt und Gewässer für Kammmolche – die sich selbst vom Abbau nicht stören lassen würden. Durch die Nähe zur Regiobahn-Haltestelle Neanderthal, die in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar ist, würden sicherlich viele Gäste mit dem Zug und nicht dem Auto anreisen, ist Schaefer überzeugt. Die Erschließung sei zum einen über die Talstraße möglich, zum anderen aber auch über den Erkrather Weg (K26), über den derzeit der Großteil des Lkw-Verkehrs abgewickelt wird.
Erste Reaktionen sind positiv
Es sei jedenfalls mittlerweile „3 vor 12“, so Schaefer. „Wenn da erst einmal ein Zaun drum ist, dann macht da keiner mehr etwas.“ Diese klaren Worte blieben im Auditorium des Museums nicht ohne Wirkung. Das sei eine großartige Planung, lobte beispielsweise Nachbar und Landschaftsarchitekt Richard Bödeker. Er könne nicht verstehen, dass jemand daraus ein eingezäuntes Naturreservat machen wolle. „Das ist doch ein schlechter Witz.“ Man müsse die Menschen integrieren. Andrea Rottmann (SPD) könnte sich eine dezente turistische Nutzung durchaus vorstellen, Florian Peters (ebenfalls SPD) versprach: „Wir gehen das gemeinsam an!“ Es sei kurios, dass man solche Themen in Mettmann mittlerweile immer aus der Politik heraus anstoßen müsse. Ute Stöcker (CDU) fand, dass man sich dafür stark machen solle: „Das ist eine Chance, die 2020/21 abläuft.“ Demensprechend dürfe man nun keine Zeit mehr verlieren. Ingo Grenzstein, Vorstandsmitglied von Mettmann-Impulse, hält das Projekt für „super“. Das könne ein absolutes Leuchtturmprojekt werden, was Menschen in die Region locke, Arbeitsplätze entstehen lasse und auch die Gewerbesteuersituation der Stadt verbessern könne. Er forderte die Politik auf, das Projekt massiv voranzutreiben.
Bei einer anschließenden Bustour konnten sich die Teilnehmer ein Bild vom Ist-Zustand des Kalksteinwerks machen. Im September soll es dann eine öffentliche Veranstaltung in der Neandertalhalle geben, kündigte Robrahn an. Er hofft, dass bis dahin die ersten Weichen für die Zukunft richtig gestellt sind.